Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
Blütezeit hatte Hitzacker unter dem kunstsinnigen und ge-
lehrten Herzog August dem Jüngeren, dem Enkel Ernst des
Bekenners, der hier in dem von ihm erbauten Schlosse
(Amtshaus) von 1604—36 seinen Wohnsitz nahm. Daneben
ließ er ein besonderes Gebäude zu der weltberühmten
Bibliothek „Augusta" aufführen, die er auf 80 000 Bände,
nach der Übernahme des ererbten Braunschweig aber in
Wolfenbüttel auf 180000 Bände brachte. Nicht mit Un-
recht ward Hitzacker deshalb als das „deutsche Jthaka" ge-
feiert. Aber als August des Jüngeren Sohn die Ämter
Hitzacker, Dannenberg, Lüchow und Scharnebeck wieder an
die Lüneburger Linie abtrat, um sich ganz seinem Herzog-
tum Braunschweig zu widmen, verlor es die Triebkraft seines
Wachstums. Doch scheint das Städtchen noch eine Zukunft
zu haben als — Kurort.
Südwestlich von Hitzacker dehnt sich die 5 200 Iis. große
Göhrde aus.*) Sie ist eine herrliche Waldung voll kräftiger
Eichen, prachtvoller Buchen und schlanker Tannen. Schon
im 16. Jahrh. befand sich darin ein Jagdschloß, in dem sich
Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg und die Könige
Georg I. und Georg Ii. oft und gern aufhielten. Georg I.
baute das Schloß um und ließ in einem Zimmer die Bild-
niffe aller Lüneburger Regenten von Otto dem Großen an
aufstellen. Seitdem verfiel es so sehr, daß es zu Anfang
dieses Jahrhunderts abgebrochen werden mußte. Jedoch ließ
König Ernst August ein neues Schloß aufführen, das bei
größeren Jagden auch viel von dem Kaiser Wilhelm I. be-
nutzt ward. Durch die an der Göhrde vorbeisührende
Eisenbahn ist das Schloß leicht zu erreichen. Geschichtlich
denkwürdig ist die Göhrde durch die Schlacht am 16.
Sept. 1813 (Siehe S. 16).
3. Kreis Bleckede.
Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Elbe. Frucht-
bare Marschstriche begleiten diesen Fluß; doch fehlt es nicht
an sandigem Geestboden im Süden und nördlich der Krainke.
Die Krainke kommt aus der Rögnitz, dem Grenzfluß gegen
*) Ein Teil der Göhrde liegt im Kreise Bleckede.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: August Ernst_des
Bekenners Ernst August Georg_Wilhelm_von_Lüneburg Wilhelm Georg_I. Georg_Ii Otto Ernst August Wilhelm_I.
174
Der Osten . .
Der Westen. .
Die Mitte . .
Der Norden .
| Einwohner auf
; qkm 11 ({Ii m
.! 379,5
. | 406,4
. 1 644,1
. ' 195,7
Wald
qkm
158,5
208,7
100,4
58,4
Acker
qkm I %
Reinertrag
Mk. pro ha
42 152,9 40,3 ca. 9( 3-20)
51 142,1 35 „ 7( 3-12)
15 428,8 65 „25(10-40)
30 109,9 56 „19(10-30)
57
70
122
188
Waldige Gebirge rahmen den fruchtbaren Kern der Grafschaft ein,
der von ihnen Schntz gegen Wetter, Wind und Widersacher, dazu arbeits-
kräftige Gewässer, Bausteine und Holz empfängt, neuerdings auch eine
Steigerung des eigenen Lebens durch den Zustrom der Sommergäste aus
den Städten des Flachlandes, die von heilkräftigen oder erfrischenden
Quellen, von der würzigen Waldlnst des Berglandes, vom rüstigen Wan-
dern auf seinen aussichtsreichen Höhen und durch seine schattigen Täler eine
Aufmunterung ihrer Lebenskraft erwarten. An der Ostseite des Länd-
chens ragt, seine Gesamtheit beherrschend, die Masse des Schneeberges allein
über die Waldgrenze empor. Die Schweizerei (1224 m), deren Weide-
gründe die schon der Verkümmerung nahe, lockere oberste Waldregion
lichten, die höchste Siedelung des Ländchens, ist das Ziel einer der Straßen,
die den weiten Forstbesitz des Prinzen Friedrich Heinrich durchflechten und er-
schließen; sie ist der Nastort der Bergwanderer, die nun von dem stolzen Turm
die früher nur stückweise vom Rande des flachgewölbten Bergscheitels ge-
meßbare Rundsicht mit einem einzigen, weitgreifenden Umblick erfassen.
Ch° erreicht erst in beträchtlicher Ferne am Anstritt der Täler aus den
Bergen dörfliche Siedelungen. Denn das Gebirge umfängt ein tief bis
an seinen Rand herabreichendes Waldkleid, der stolze Besitz weniger großer
Grundherrschaften (Gras Althann-Mittelwalde, Prinz Friedrich Heinrich
Schnallenstein und Seitenbcrg, Graf Magnis-Kieslingswalde), die mit ein
paar kleinen Bauernwaldungen eine geschlossene Forstfläche von nahezu drei
Ouadratmeilen allein ans dein preußischen Abhänge des Gebirges bilden.
Der wohlgepflegte Wald beherrscht so das wirtschaftliche Leben diefes
Berglandes; er dringt hier und da selbst erobernd gegen den Bereich
früherer Rodungen vor, wenn ein Grundherr seinen Besitz abrundet durch
gelegentlich sich bietende Erwerbungen kleiner Felder, Wiesen und Häuschen,
die in den Wald eingreifen oder ihm näher kommen, als den Forstleuten ge-
nehm ist. Waldarbeit beschäftigt auch eine Menge Kräfte in den Dörfern,
die längs der Bäche eine Strecke in das Gebirge hineindringen. Erst
neuerdings stellt der Fremdenverkehr diese von Hans aus armen Dörfer
teilweise freier auf eigene Füße. Das gilt am vollsten von Wölfelsgrund.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Heinrich Friedrich Heinrich Friedrich_Heinrich
Schnallenstein Friedrich Heinrich Hans
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Die Gegenden an der Ohre und der Aller.
11
striche (Hörste) gleich Inseln hervorragten. So war der Drömling jahr-
hundertelang eine undurchdringliche Sumpfwildnis, die mit Eichen, Birken,
Weiden, Erlen und Schilf bestanden war und in der wilde Enten und Gänse,
Kraniche, Reiher und Störche hausten. Die „Hörste" dienten teils zur An-
legung von Wohnungen, teils als Weideplätze für die Kühe, welche durch die
Lachen wateten, während ihnen der Hirt im Kahne folgte. Das Holz konnte
nur im Winter bei Frostwetter gefällt und abgefahren werden, und selbst
dann brachen Pferde und Wagen oft noch ein und blieben im Schlamme
stecken. In den Jahren 1778—98 ließ die preußische Regierung in Gemein-
schaft mit Hannover und Braunschweig das Ohrebruch entwässern. Die Ohre
bekam ein breiteres und tieferes Bett, so daß das Wasser schneller zur Elbe
abstießen konnte; außerdem wurden 55 Gräben angelegt, die das Wasser des
Drömlings zur Ohre ableiteten, wodurch das Sumpfland trocken gelegt wurde.
Auf diese Weise wurden 45 000 ha Ackerland und Wiesen gewonnen, die der
Staat den Bauern aus den benachbarten Dörfern zu billigen Preisen über-
ließ, so daß zahlreiche neue Bauernkolonien entstanden. Jetzt führt die Eisen-
bahn Berlin-Hannover durch den Drömling, und der Reisende erblickt statt
der früheren Sumpfwildnis fruchtbare Korn- und Kartoffelfelder und grüne
Weiden, auf denen wohlgenährte Pferde, Kühe und Schafe grasen.
An der Ohre liegt (rings von der Provinz Sachsen umgeben) das
braunschweigische Amt Calvörde. Das ursprünglich brandenburgische Gebiet
kam 1319 dadurch an unser Land, daß sich Herzog Otto der Milde mit
Agnes, der Witwe des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, verheiratete.
Es zählt außer dem gleichnamigen Flecken nur neun Dörfer, in deren Umgebung
Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut werden, während der Tabaks-
bau nur uoch spärlich vorkommt. — Der Flecken Calvörde (2300 Einw.)
liegt am sö. Ende des Drömlings rechts der Ohre. Er soll nach einem ge-
wissen Cale benannt sein, der sich zuerst an der Furt ansiedelte, die hier
vorzeiten durch die Ohre führte. Seit alters ging die Handelsstraße von
Magdeburg nach Hamburg an dieser Stelle vorüber; daher wurde dort eine
Burg erbaut, deren Besatzung die Kaufleute schützen und das Sachsenland
gegen die Einfälle der Wenden sichern sollte. Da der dicke runde Turm der
Burg aus roten Ziegelsteinen erbaut war, weil es in jener Gegend wenig
Bruchsteine gibt, so nannten ihn die Leute „den roden Hinrik". Reben dieser
Burg, von der nur wenige Überreste vorhanden sind, entstand der Flecken.
Ein Teil von ihm hieß früher Hünersdorf, weil sich hier Wenden angebaut
hatten, die von den Deutschen „Heunen" genannt wurden. — Ö. vom Amte
Calvörde erstreckt sich in der Provinz Sachsen (zwischen Gardelegen und Neu-
haldensleben) die Letzlinger Heide, in deren schönen, wildreichen Forsten unser
Kaiser zuweilen Jagden abhält.
2. Die Aller entspringt bei Seehausen w. von Magdeburg und fließt
zwischen dem Lappwalde (l.) und den Höhen von Neuhaldensleben (r.) in
einem lieblichen Tale in nw. Richtung bis Öbisfelde. Sodann biegt sie nach
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Agnes Waldemar_von_Brandenburg
- 13 —
I. Wo liegt die Landschaft?
In der Geschichtsstunde haben wir ihre Lage nur im allgemeinen
festgestellt. (Nördlich von uns — Havel, Spree, Oder.) Heute wollen
wir genauer verfahren. Was lehrt die Karte über die Lage der Provinz?
(Sie zeigt, daß die Provinz Brandenburg ein Teil der großen Nord-
deutschen Tiefebene ist, ungefähr in der Mitte des Preußischen Staates
liegt und sich zwischen dem Großherzogtume Mecklenburg und den Pro-
vinzen Pommern, Westpreußen, Posen, Schlesien und Sachsen ausbreitet.)
Ii. Warum hiest die Provinz früher „des Deutschen
Reiches Streusandbüchse"?
In früherer Zeit war die Provinz Brandenburg zum größten Teile
ein sehr unfruchtbares Gebiet. Sie enthielt nicht allein weite Moor-
flächen, sondern auch Gegenden, wo der Boden entweder ganz steinig
oder mit grauem Flugsande bedeckt war, in dem höchstens Kiefern-
Wälder und dürres Heidekraut genügende Nahrung fanden. Den Man-
derer faßte ein Schrecken, wenn ihn der Weg durch diese Landschaft
führte, wo der Fuß bei jedem Schritte tief einsank in den feinen, vom
Winde leicht hin und her gewehten Sand, wo der Wagen sich mühsam
fortschleppte und nur struppige Kiefern hier und da etwas Schatten ge-
währten.
Iii. Welches Bild bietet die Provinz jetzt?
Jetzt ist der größte Teil der Provinz Brandenburg ein sorgfältig
angebautes und fruchtbares Land*) mit volkreichen Städten, schmucken
Dörfern und schönen Schlössern.
1. Der größte Teil des Sumpf- und Moorlandes ist ver-
schwuudeu.
So hat man z. B. einen an der Oder in der Nähe von Küstrin
gelegenen Landstrich — Overbruch2) genannt — (Zeigen!) durch
mühsame Arbeit in eine fruchtbare Gegend umgewandelt. Der Oder-
bruch bot noch vor 160 Jahren ein überaus trauriges Bild. Meilen-
weit breiteten sich grundlose Sümpfe und Moräste aus, umsäumt von
knorrigen Weiden, Eichen und alten Erlen, bewachsen mit Rohr und Schilf-
pflanzen, zwischen denen Wasser- und Sumpfvögel ihre Nester bauten
und Fischottern und Biber hausten. Hin und wieder erblickte das Auge
auf kahler Anhöhe eine elende mit Rohr oder Schilf gedeckte Lehmhütte.
Woher stammt denn Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst? Diese
Frage führte uns u. a. auf den Burggrafen von Nürnberg ifriedrich von Hohen-
zollern), der einst vom Kaiser Sigismund die Markgrafschaft Brandenburg erhielt,
zu der Heinrich I. den Grund gelegt hatte. (Nordmark zum Schutze gegen die
Slaven!)
1) 46% Ackerland, 32% Wald, 14% Wiese, 8% Seen und unbebautes Land.
[Schwer.]
2) Bruch = sumpfige, mit Erlen, Weiden usw. bewachsene Niederung.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sigismund Heinrich_I.
— 32 —
Die Lenzer Wische liefert reiche Erträge an Roggen, Weizen
und Hen. Die Güte der Viehweide ermöglicht eine umfang-
reiche Pferde- und Rindviehzucht. Zusammenhängende Wal-
düngen fehlen in der Lenzer Wische. Die einzeln liegenden
Gehöfte sind von parkähnlich angelegten Laubgehölzen um-
geben. Nadelbäume gedeihen nicht. Das Hochwild ist selten.
Dafür sind Reiher, Weihen, Habichte und Fischottern in
großer Zahl vertreten.
Die Besiedlung ist nur schwach. Zu den Hauptorten
gehören Havelberg, Wilsnack und Wittenberge.
C. Jhe nörötiche Weihe 6er Kohentcrnöer
Die nördliche Reihe der Höhenländer wird durch die Oder
und die Havel in drei Gebiete zerlegt.
\. Das Höhenland Glin und Bellin
Aus den Niederungen des Havelvierecks erheben sich die
Höhenländer Gliu und Bellin. Der Glin, strichweise mit
Ton und Lehm bedeckt, ist fruchtbar und gut angebaut, der
Bellin ist größtenteils sandig und unfruchtbar. Beide Höhen-
länder ragen inselartig aus der Niederung auf, zu der sie
meist steil abfallen.
Der Verkehr zwischen den Höhenländern führte in früherer
Zeit über künstliche Dämme, die in Kriegszeiten stets eine
wichtige Rolle gespielt haben. Namentlich ist der Kremmer
Damm Zeuge vieler blutiger Kämpfe gewesen. Er führte
einst direkt bis Pommern und ist iu seiuen Überresten noch
heute zu Verfölgen. Auf ihm wurden die meisten Kämpfe
zwischen den Märkern und den Pommern ansgesochten; so
1334, wo die Pommern den Markgrafen Ludwig den Altern
nach Kremmen zurücktrieben, und 1412, in welchem Jahre
ein heftiger Zusammenstoß zwischen den mit den Qnitzows
verbündeten Pommern und Kurfürst Friedrich I. von Hohen-
zollern erfolgte. Dem auf märkischer Seite gesallnen Grafen
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Friedrich_I._von_Hohen- Friedrich_I.
144 Kap. z.abfthn.;. Vo» Deutschland.
königl. Pädagogium in der Stadt Glauche, welche dicht
an den Mauern der Stadt Halle liegt. Dieses Way-
senhaus ist von dem verehrungswürdigen Professor
D August Herrmann Franke 1694 zu erbauen ange«
fangen worden, und hat eine vortreffliche Apotheke,
sehr ansehnliche Buchhandlung, und eine Buchdrucke,
pey von 4 Pressen.
Gibichensteitt, ein uralter Ort an der Saale, wo.
selbst vormals ein Schloß auf einem hohen Felsen ge-
wesen, von welchem Ludwig der Zweyte, Stammvater
der Landgrafen von Thüringen, aus einem Fenster in
die Saale herabgesprungen seynsoll, um sich aus der Ge,
fangenfchaft zu befreyen.
Der Peteröberg, welcher ganz allein in einer gros-
sen Ebene steht, und wegen seiner Höhe viele Meilen
weit gesehen werden.kann. Auf demselben ist vormals
ein Kloster und Probstey regulirter Chorherren Augusii.
nerordens gewesen, anitzt aber steht noch eine evange.
lische Pfarrkirche daraus, in weicher unterschiedene
Marggrafen zu Meißen ausdem gräflichen Werrinschen
Hause begraben liegen.
§. 4. Dieses Herzogthum ist mehrentheils ebenes
Land, welches theils sandig, theils morastig, theils mit
Holze bewachsen ist. Im Saalkreis ist sehr reicher
Kornvau und schöne Viehzucht. Die Salzquellen zu
Halle find sehr ergiebig.
5) Das Fürsienthum Halberstadt.
H. I. Es granzet dasselbe an das Fürsienthum
Wolfenbüttel, Magdeburg, Anhalt, an die Grafschaft
Mavnsfeld, die Abtey Quedlinburg, an das Fürsten.
thum
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Extrahierte Personennamen: August Herrmann_Franke Ludwig_der_Zweyte Ludwig Augusii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Peteröberg Saalkreis Magdeburg
117
Ler. Das Himmelslicht ist mit düstern Schneewolken gedämpft;
es rieselt kalt und naß herab; es droht unheimlich, und kalte
Stürme peitschen die Wolken. Dann ist's in den Haiden schauer-
lich, und wen der Wind treibt und der Schnee ereilet, und er
hat den Weg verloren und sucht nach einem Obdach, das er nicht
weiß, und die Nacht kommt über ihn, dem sei Gott barmherzig!
13. Was die Askanier der Mark gewesen.
Das war eine segensreiche Zeit für die Mark, als die Mark-
grafen aus dem Geschlecht der Anhaltiner oder Askanier re-
gierten. Nicht volle zwei Jahrhunderte waren Von Albrecht dem
Bären bis zu Waldemars Tode vergangen. Aber wie ganz an-
ders war es in dieser Zeit in dem Lande geworden, als es ehe-
dem darin aussah! — Wo die Askanier zwischen Moor und See'n,
in den Brüchen und in dem Sande nur wendische Blockhäuser
und Lehmhüttten gefunden hatten, da bauten sie reiche und schöne
Klöster, Kirchen mit gewaltigen Thürmen von Granitquadern und
gebrannten Mauersteinen, so schön, daß wir sie noch jetzt bewun-
dern; da erstanden Städte, deren Handel bis über die Meere
ging. Die Flüsse waren von reichbeladenen Kähnen belebt, die
Straßen von Wagen und Karren mit Kaufmannsgütern. Die
Wälder wurden gelichtet, die Moorbrüche getrocknet. Die Kolo-
nisten aus Friesland, Holland und vom Rheine, die in's Land
gerufen wurden, verwandelten die Sandhaiden in Gärten und die
kahlen Höhenzüge in liebliche Weinberge.
Mit solcher Thätigkeit wuchs auch die Macht der Askanier.
Nördlich erstreckte sich ihr Reich bis Danzig und bis an die Ufer
der Ostsee, südlich umfaßte es die Lausitz, und war ein gefürch-
teter und geachteter Nachbar dem Böhmenreiche. Auch über die
Elbe hin reichte ihr Besitzthum; denn gen Mitternacht umspannte
es die Altmark, gen Mittag manche reiche Grafschaft in den säch-
sischen Gauen. — Und wie die Askanier auf ihr Recht festhielten
im eigenen Lande und mit starker Hand sich wehrten gegen Je-
dermann männiglich, so war auch ihr Ansehen groß im deutschen
Reiche. In allen schwierigen Fällen schaute man auf sie, und ihr
Wort gab oft die Entscheidung. — Und ob sie so mächtig waren,
so trotzten sie doch nicht auf ihre Waffen und Mauern und Bur-
gen; und ob sie so herrlich waren unter den Edlen und Fürsten,
so überhoben sie sich doch dessen nicht. —
Aber wie ein Blumenfeld, das zu früh aufschießt im Jahre,
und der Winter kommt wieder, und Schnee und Frost begraben
die bunte Pracht; so ging das herrliche Fürstengeschlecht unter.
So reich es war an ritterlichen Prinzen, an weisen Männern, an
tüchtigen Herrschern, an glücklichen Feldherrn, an edlen Frauen
und schönen Fräulein, um so reichere Ernte hatte der Tod.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Holland Rheine Danzig Ostsee
Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menzel, J., Menges, Heinrich
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
248
193. Sage von der Gründung des Klosters Lehnin.
Zur Zeit, als Otto, der Sohn Albrechts des Bären, in der
Mark regierte, lebte an dem Hofe desselben ein Wendenhäuptling,
Wussow genannt. Obgleich er getauft worden, war er doch in
seinem Herzen Heide geblieben. Mit Schmerz gedachte er der
früheren Zeiten, wo sein Volk noch fest in der Mark unter eigenen
Fürsten saß. Nun war das anders geworden. Deutsche Stämme
drangen immer tiefer in das Land ein, und ein deutscher Fürst
war Herr. Darüber grollte Wussow heimlich und nahm sich vor,
seinen Fürsten auf der Jagd fern ab von den Seinen zu verlocken
und ihn zu töten, wo niemand es sähe und keiner die Spur finden
könnte. Die Gelegenheit fand sich bald. Eines Tages jagte Otto
in der Gegend, wo jetzt Lehnin steht. Damals war die Gegend
anders als heut. Wo jetzt Fichten lustig und schlank emporschießen,
war ein Dickicht von Eichen, Buchen und Rüstern. Umgefallene
Stämme faulten am Boden, und Gewürm und Schlangen krochen
durch das Gestrüpp. Wo der Wald aufhörte, war die Heide mit
stachligen Ginster- und Wacholdersträuchern bedeckt, und wo die
Heide endete, gab es Bruchland, bewachsen mit Elsen und wilden
Schlingpflanzen. In dem feuchten, warmen Dunste nisteten da zur
Sommerzeit Schwärme giftiger Stechfliegen. Das Wasser, wo es
zu Tage kam, spiegelte nicht die Sonne und die Sterne und den
blauen Himmel ab, sondern es war mit dickem Moose und andern
Pflanzen überzogen. In den verwachsenen Baumkronen kletterten
wilde Katzen, und der Bär schlich brummend in dem Schatten des
Waldes umher, wo es auch noch Elentiere gab.
In dieser Wildnis war nun Wussow mit seinem Fürsten allein.
Der ritt vorauf, und der Wende folgte ihm. Als der Markgraf
mit seinem Roß über einen Baumstamm setzte, sprang das Tier
zu kurz und er glitt herab. Wussow aber faßte nach der Streitaxt,
die an seinem Sattel hing, und schon hob er sie zum tödlichen
Schlage: — da rollte ein Donner über die Waldung, und sein
Arm sank. „Wird Euch nicht bange in der Wüstenei, Herr
Markgraf?" fragte er. „„Ei, warum sollte mir bange werden?
Sankt Johannes schützt mich!"" — Sie kamen an ein tiefes Moor,
das die Pferde nicht zu tragen vermochte. Darum stiegen sie ab
und banden die Tiere an. Wussow kannte wohl den einzigen
schmalen Weg durch dieses Bruchland; aber er blieb zurück, weil
er meinte, der Fürst werde im Schlamm versinken. Aber Otto
fand den Weg, und sein Fuß trat immer das Feste. Als nun
Wussow ihm folgte, trat er fehl; denn sein Fuß zitterte, und es
war Unruhe in ihm. Da rief er heimlich in seiner Not: „Sankt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Otto Albrechts Albrechts Wussow Otto Otto
238
140. Alärkische Wanderung.
Idie einsam geht der weg dahin
durch 5and und arme bfeide,
und doch tut mir in meinem Sinn
das Mandern hier nicht leide!
Ein flüstern hör' ich, wohlbekannt,
muß still oft stehn und lauschen.
Mein bjerz vernimmt's, o märkisch
Land,
was deine Föhren rauschen.
2. Vom chügel dort am cheidesaum
lass ich die Blicke fliegen;
da unten, schön wie Märchen-
traum,
seh' ich es lachend liegen:
ein Gottesauge, dessen Rand
lichtgrüne Miesen kränzen.
So lieb' ich dich, o märkisch Land,
wo deine Seen glänzen.
z. Das Dörflein drüben, wie so traut
im dichten Laubgehege!
Der Storch vorn Kirchturmneste schaut,
ob rings sich alles rege.
Ja, Segen blüht aus kargem Sand,
den trutz'gen Fleiß zu lohnen.
Ich rühme dich, o märkisch Land,
wo Kraft und Treue wohnen. pau[ Risch.
*
141. Gründung des Klosters Lehnin.
1. Dem Markgrafen Otto, dem Sohn Albrechts des Bären, diente
Wußo. Der war früher ein wilder Heide gewesen und hatte gedürstet
nach dem Blute der Fremden, die eine fremde Sitte und einen fremden
Gott in das Land seiner Väter einführen wollten. Einst war er mit dem
Markgrafen in der Umgegend Brandenburgs zur Jagd ausgeritten, und
sie waren in eine Wildnis gekommen, die der Fürst noch nicht kannte.
Darauf rechnete Wußo; denn der Böse gab es ihm ein, den Markgrafen
in die Einsamkeit zu locken, fernab von den Seinen, und da ihn zu töten,
wo keiner es sah und keiner die Spur finden konnte.
2. Damals war die Gegend ganz anders, als sie jetzt ist. Wo jetzt
die Fichten lustig und schlank ins Blaue schießen, war ein Dickicht
von Eichen und Rüstern und Buchen, die ineinander wuchsen und Krieg
führten um Boden und Luft. Da lagen umgeworfene Stämme faulend
einer über dem andern, und Gewürm, Kröten und Schlangen wimmelten
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Extrahierte Personennamen: Alärkische Risch Otto Albrechts Albrechts Wußo
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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nete man im Mittelalter die nordöstlichen Grenzmarken des Deutschen
Reichs von der mittleren Elbe und unteren Havel bis zur Oder, welche
die Deutschen in der Zeit der sächsischen und salischeu Kaiser in
schweren und hartnäckigen Kämpfen den seit der Völkerwanderung dort
seßhaften slawisch-weudischeu Stämmen der Heveller und Milzen wieder
abgerungen hatten. Jahrhunderte hindurch standen Deutsche und
Slawen an der Elbe feindselig einander gegenüber, ähnlich wie in noch
früherer Zeit Germanen und Römer an den Ufern des Rheinstroms.
Da ist keine Scholle in der Mark, die nicht mit dem Blute der Krieger
getränkt worden wäre, und der Adler im braudeuburgischeu Wappen
trägt nach der Volkssage nur deshalb die rote Farbe, weil die Mark
Brandenburg durch Ströme Blutes dem Reiche gewonnen wurde. End-
lich gelang es dem Grafen Albrecht von Ballen st edt, genannt „der
Bär", ans dem edlen Geschlechte der Askanier — so genannt nach
ihrer Burg Aschersleben oder Asearia im Harzgebirge —, für die
Dauer eine christlich-deutsche Herrschaft östlich der Elbe zu begründen.
Die alte wendische Trutzseste Brennabor, um welche öfters die Wogen
des Kampfes gebrandet hatten, war es, die dem eroberten Lande ihren
Namen gab. Kaiser Konrad Iii. erklärte das Land zu einem Reichs-
sürstentum und verband mit der Würde der Markgrafen von Branden-
bürg, die im Hause der Askanier erblich wurde, zugleich das Amt des
Erzkämmerers im Heiligen Römischen Reiche (1142).
Mit tiefem sittlichen Ernste erfaßten die Askanier ihre Aufgabe,
das den Heiden abgerungene Land durch die Bande christlich-dentscher
Bildung immer enger mit dem Reiche zu vereinigen. Johanniter und
Tempelritter, die bereits Albrecht bei der Rückkehr von einem Kreuz-
zuge in die Mark eingeführt und daselbst reichlich mit Landbesitz aus-
gestattet hatte, dienten ihnen als Stützen bei dem weiteren Vordringen
gegen Osten. Fromme Mönche vom Cisterzienserorden gründeten Klöster
und geistliche Schulen als Pflanzstätten des Christentums und betrieben
auf den Vorwerken ihrer Klöster eine Musterwirtschast des Landbaus.
Ernst und düster, aber nicht ohne eigentümliche Reize war das
Bild der märkischen Landschaft in der Zeit der askanischen Fürsten.
Dichte Kieferwaldnngen wechselten mit weiten, undurchdringlichen
Sumpf- und Moorstrecken. Trägen Laufes durchzogen die Flüsse
zwischen niedrigen Ufern die gleichförmige Fläche, hier mit einem Netze
von Armen, Inseln und Brüche umschlingend, dort zu Seebecken sich
erweiternd. Da und dort erhoben sich indessen ans dem Sumpflande
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Ballen Albrecht Konrad_Iii Konrad Albrecht Ernst